2018 / 24. März

Hochschulen in China: Innovation vs. Tradition


China treibt ein ehrgeiziges Entwicklungsprogramm in Sachen Industrie 4.0 voran. Innovation soll in Netzwerken aus Unternehmen, Hochschulen, Verwaltung, Banken und Forschung generiert werden. Aber kann das klappen in einem weitgehend intransparenten, regulierten System im Teufelskreis mit Lohngefälle, Billigkonsum, Protektionismus, Rechts- und CSR-Problematiken? Lesen Sie mehr in meinem Gastartikel für den Business-Newsletter „Einkäufer im Markt“ (Ausgabe 6, 15.3.2018).

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Auszüge
2025 und 2049 – Meilensteine, die Chinas Regierung auf dem Weg zur industriellen Supermacht definiert hat. Westliche Experten diskutieren, ob der chinesische Ansatz, lediglich einen linearen Zusammenhang zwischen Investitionen, Forschung, Entwicklung, Kommerzialisierung und ökonomischem Wachstum herzustellen, ausreicht. Bei der geringen Tradition der Sozialwissenschaften fehle schlichtweg der der menschlich-kulturelle Erfolgsfaktor in diesem Geflecht. „Wissenschaftlich-technischer Fortschritt und Wachstum sind keine Selbstläufer. Die Absorptionsfähigkeit von Institutionen für Ideen und Impulse muss sich entwickeln können. Kooperation und Kommunikation benötigen Vertrauen“, sagen die Professoren Joachim Freimuth und Monika Schädler von der Hochschule Bremen. Fortschritte sollten nicht alleine daran bemessen werden, ob Unternehmen wie Huawei die weltweite Revolution in Industrie 4.0 anführen werden, meint Prof. Christian Göbel (Universität Wien). Wichtiger sei vielmehr die Frage, ob KMU hinsichtlich Produktionsbedingungen, Effizienz und Vernetzung zu Innovationsleuchttürmen aufschließen könnten und ob sich Qualität und Zugang zu Bildung auch in armen Provinzen verbessern ließen.

Hochschulsystem: Wo bleibt die Kreativität? 

Auch darüber sind sich Experten einig: Das chinesische Bildungssystem passt längst noch nicht zu den ehrgeizigen Innovationszielen Beijings. Das Prüfungssystem ist starr. Es verhindert die dringend nötige Kreativitätsentwicklung. Schüler und Studenten lernen weniger problem- und interessenbezogen als prüfungsorientiert. Das sei der Regierung wohl bewusst, dennoch tue man sich schwer, von der Prüfung als Instrument der Chancenzuteilung und Rekrutierung zu weit abzurücken, meint Barbara Schulte (Ass. Professorin, Universität Lund/Schweden). Die Zusammenstellung der Lehrpläne richtet sich in der Regel nach Anforderungen der Hauptfächer, nicht nach persönlichen Bedürfnissen der Studenten. Das Credit-System der Unis ist straff durchgeplant. Folge: kein Raum für individuelle Talente oder Entwicklungen.

Positive Ansätze: Universität Sichuan

Dennoch gibt es auch positive Ansätze: Die Sichuan-Universität rückt akademische Evaluation und Beförderung für Lehrende in den Mittelpunkt. Es gibt mittlerweile 21 Awards für exzellente Lehre. Die Uni biete nicht nur Nachwuchspersonal aus dem Ausland, und zwar sowohl internationalen als auch chinesischen Talenten, „beste Bedingungen“, sondern schicke ihre jungen, talentierten Nachwuchsdozenten auch für ein bis drei Jahre ins Ausland, damit sie dort Lehrerfahrungen in einem anderen Umfeld sammeln könnten, berichtet Prof. Xin Wang (Universität Sichuan). Lehrpositionen stehen nur Absolventen mit Doktorgrad offen, die auch ein Lehrzertifikat vom „Faculty Development Training Center“ vorweisen, einem Weiterbildungszentrum für Lehrkräfte in Kooperation mit der Universität Michigan. Prof. Jian Shi verweist darauf, dass an seine Sichuan-Hochschule in Kursen, Seminaren, Lehrveranstaltungen, Diskussionen, Prüfungen und Praxis vermehrt Wert auf Wissensaufbau, Humanbildung, Fähigkeiten, Innovationsgestaltung und Unternehmergeist der Studierenden gelegt werde.

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Buchbezug:
„Chinas Innovationsstrategie in der globalen Wissensökonomie“
Hrsg: Joachim Freimuth, Monika Schädler (Hochschule Bremen)
SpringerGabler, Wiesbaden 2017, ISBN 978-3-658-17651-8
E-Book: 34,99 Euro/Hardcover: 43,73 Euro
http://www.springer.com/gp/book/9783658176501   

 

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