2016 / 5. Oktober

Blog Exchainge: Mensch, was heißt eigentlich „Best Practice“?


Quelle: Blog EXCHAiNGE | Exchainge

Haben Sie schon mal nach den Begriffen Supply Chain Blog gegoogelt? Oder Logistics Blog? Ergebnis: 85.000.000 bzw. 96.900.000 Treffer. Wow. Warum dann noch einen Blog zu diesem Thema? Die Antwort liegt im Konzept der EXCHAiNGE. In diesem Blog werden EXCHAiNGE Blogger die grundlegenden Ideen der Veranstaltungen weiterführen – denn die EXCHAiNGE ist mehr als nur eine Fachkonferenz, die nur einmal im Jahr stattfindet. Einfach jetzt reinlesen. Abonnieren. Und mitdiskutieren.

Die Antwort liegt im Konzept der EXCHAiNGE. In diesem Blog werden unsere EXCHAiNGE Blogger die grundlegenden Ideen der Veranstaltungen weiterführen – denn die EXCHAiNGE ist mehr als nur eine Fachkonferenz, die nur einmal im Jahr stattfindet. Dieser Blog ist keine Einbahnstraße. Natürlich werden die Themen der EXCHAiNGE aufgegriffen. Zusätzlich wird das EXCHAiNGE-Team die Augen und Ohren nach weiteren spannenden Supply-Chain-Themen offen halten. Einfach jetzt reinlesen. Abonnieren. Und mitdiskutieren.

Blog EXCHAiNGE | Exchainge

Mensch, was heißt eigentlich „Best Practice“?

Ein Gastbeitrag von Sabine Ursel, Kommunikation I Presse I Netzwerk
Journalistin und Kommunikationsberaterin, Wiesbaden (Fokus Einkauf/Vertrieb)

Vorträge, gekennzeichnet mit „Best Practice“, tun einfach gut. Andere lassen uns an ihren Erfolgen („success story“!) teilhaben. Wir gewinnen neue Einblicke in die Welt der Kennzahlen („key performance indicators, alles gebenchmarkt!“) und erfahren, welche neuen ehrgeizigen Ziele („ambitious objectives“!) der Zukunftsagenda nun voller Tatendrang anzugehen sind.

Worüber die Zuhörer erstaunlich wenig erfahren (im Plenum reckt sich dazu meistens keine Hand): Wie war eigentlich die Zusammenarbeit mit anderen Bereichsleitern („Head of …“!) und internen Bedarfsträgern („stakeholder“!) in der Projektphase? Wie wurden Lieferanten („global supplier“!) und Dienstleister („service provider“!) informiert und motiviert? Wer wurde auf die Reise mitgenommen und wer (bewusst) ausgegrenzt? Wo gab es Sollbruchstellen, die – wohl auch in anderen Unternehmen – unweigerlich zu Stockung und Vertrauensverlust führen? Durch welche Maßnahmen lässt sich ein schlingerndes Boot wieder auf Kurs bringen? Auch daraus gilt es schließlich zu lernen. „Best Practice“ bedeutet, auch den Verkehr auf Nebenkanälen und in Schleusen in die Navigation einzubeziehen.

Erfolge, wie immer man diese auch definiert, sind das Ergebnis interner Zusammenarbeit, also einem äußerst fragilen und komplexen Gebilde. Viele Puzzle- Teile müssen ineinander greifen, damit am Ende messbarer Wert geschöpft werden kann. Wer die Dresdener Frauenkirche basteln will, muss 1.000 Teilchen aus dem Ravensburger-Puzzle-Karton zusammenfügen. Lieferketten („supply chains“!) haben nicht selten 1.000 und mehr eingebundene „Mitstreiter“. Wer weiß eigentlich genau, woran er welchen Anteil (zu erbringen) hat? Wann sprechen wir von „Erfolg“? Wie kommuniziert man welche Ziele von oben nach unten („top down“!)? Welche Hürden wurden (nicht) überwunden? Wie stark waren die Reibungsverluste? Wie ist die Konstellation „vorher/nachher“? Und: Was lässt sich für kommende Projekte ableiten („lessons learned“!)?

Mich interessiert „der Mensch“ („human resource“!) und sein Agieren, insbesondere in Zeiten des „revolutionären“ digitalen Aufbruchs. Echte Disruption (im engen Schumpeter‘schen Sinne gemeint), lässt sich ganz sicher nicht über tradierte Denkmuster („business as usual“!) herbeiführen. In Sachen Digitalisierung hat keiner 1:1-Lösungen parat, es gibt (noch) keine echte untermauerte „Best Practice“. Das ist keine schlechte Nachricht. Im Gegenteil. Es gibt neue Handlungsspielräume! Hurra!

Gefragt sind nun Dirigenten statt Regenten und alternative Zusammenarbeitsformen mit offenen Diskussionsforen und kreativen Laboren („creative labs“!).

Existenzgründer-Mentalität („start-up“!) darf durchaus auch in Traditionsbetrieben gelebt werden. Coaches und Wirtschaftspsychologen sollten uns den Spiegel vorhalten und alternative Wege aufzeigen (dürfen!). Devise: testen und einlassen statt bloß zu theoretisieren. Folien mit oft oberflächlichen Missionen und Visionen („mission statement!“) sind schnell „entworfen“, sie verschwinden aber ebenso schnell in den Schubladen der Mitarbeiter. Was haften bleibt, ist die Art des Umgangs miteinander und das Vorleben von Geschäftsleitung und Führungskräften.

Die Konferenz EXCHAiNGE verspricht: „Wir haben Mut, wir brechen auf, wir klären auf, wir inspirieren.“ Ich wünsche mir, dass in Frankfurt am 6. und 7. Oktober auch der menschliche Faktor diskutiert wird. Egal ob in der klassischen Logistik, im klassischen Einkauf oder im „modernen“ Supply Chain Management: Gute Leute fallen nicht vom Himmel. Führungskräfte werden nicht in der Universität gebacken – obgleich es vonnöten ist, hier schon den Teig zu bereiten. Nutzen wir also die „Revolution“, um nicht nur Prozesse und Geschäftsmodelle, sondern auch unsere Denkmodelle zu transformieren.

Hier geht es zum Originalbetrag … Sie können sehr gerne kommentieren!

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