2017 / 24. Juli

Transformation: Lernen von Roger Federer


Vergessen wir Boris Becker. Er hat die Transformation leider nicht geschafft – trotz bester Voraussetzungen. Blicken wir stattdessen in einer Zeit, in der wir nach Vorbildern lechzen (und oft enttäuscht werden), auf Roger Federer. Ein unprätentiöser, sympathischer Schweizer, geboren in Basel. Kein Mann der lauten Töne. Vierfacher Familienvater (Ehefrau: ehemalige Berufstennisspielerin; kein Model). Nach allem, was man liest, sind keine Affären und Skandälchen bekannt. Roger Federer wird am 8. August 36 Jahre alt. Spätestens nach seinem verwandelten Matchball am 16. Juli 2017 auf dem „heiligen Rasen“ in Wimbledon ist der Multimillionär mit acht Turniersiegen Rekordhalter. Nimbus: „unsterblich“. Die Rekorde für die meisten Grand-Slam-Siege und meisten Wochen als Nummer eins hält er längst. Was daran besonders ist?

Federer ist ein alter Mann im harten Tennisgeschäft. Vorbild vieler Junger, die in den vergangenen Jahren (zu) oft ihre Chance wahrnahmen, den „Old Man“ in bedeutenden Turnieren auf dem Platz zu schlagen. Beklagt hat Federer sich zumindest offiziell nie. Im Gegenteil: Nach Niederlagen blieb er ein fairer Sportsmann und stets respektvoll gegenüber den (über-)motivierten jungen Wilden auf der anderen Seite des Netzes. Jeder andere hätte es nach vielen kräftezehrenden Schlachten langsam ausklingen lassen. Aber wer weiß schon, wann der richtige Zeitpunkt fürs Aufhören ist?

Roger Federer (Spitzname „FedEx“) hat sich nicht damit abgefunden, immer öfter als Verlierer vom Platz zu schleichen. Seine Überlegung: Mentale Einstellung, Spielweise und Krafteinsatz müssen sich grundlegend verändern, um wieder wettbewerbsfähig zu werden. Im Verborgenen programmiert er Geist, Vor- und Rückhand um – gefragt sind viel Training und absoluter Wille zum „Change“. Damit gelingt ihm etwas, was auch außerhalb der Sportszene für Aufmerksamkeit sorgen sollte: „FedEx“ hat sich transformiert! Die Bild-Zeitung textete dazu (16. Juli 2017):

 

„Das Bemerkenswerteste an den Federer-Festspielen dieses Jahr: Er hat sich als ,Oldie‘ in einer Sportart wieder an die Spitze gesetzt, die ihn zwischenzeitlich bereits überholt hatte … Seine einhändige Rückhand wurde als veraltet und zu fehleranfällig abgestempelt. Der Abgesang begann. Der Rücktritt des Schweizers galt nur noch als eine Frage der Zeit … Doch anstatt aufzugeben, zündete FedEx noch mal den Turbo. Und zwar nicht den bewährten alten. Sondern einen neuen, ungewissen! … Als zusätzlichen Trainer holte er Tennis-Legende Stefan Edberg an Bord, stand beim Return zwischenzeitlich auf einmal weit im Feld, spielte weniger Turniere, kümmerte sich dafür mehr um seine Familie.“

 

Wer seinen Sport liebt und diesen gerne ausdauernd ausübt, der weiß, wie schwer es fällt, langjährig Antrainiertes und vermeintlich Erfolgreiches umzustellen. Federer hatte eine Transformation nach unseren Maßstäben eigentlich nicht mehr nötig angesichts unsagbar viel Geld, seriösen Werbepartnern und einem „unkaputtbaren“ Positiv-Image … Aber er nimmt die Herausforderung … an. Nach einer Metamorphose zum wahren Champion … Chapeau!

Wäre das schön, könnten wir in der Wirtschaft davon lernen. Aber Transformation … das tönt (wie der Schweizer sagt) schon anstrengend, wenn man nur daran denkt. Man weiß nicht so recht, wie man selbst seine Rolle und seinen Anteil beschreiben soll. Abwarten, bis einen irgendwann die unmissverständliche Aufforderung zum Rausbewegen aus der Komfortzone ereilt? Schließlich hat man hinlänglich erfahren müssen: Was sich einmal eingebürgert hat – etwa eine „schlechte“ Unternehmenskultur – lässt sich nur schwer umkehren. Wo soll da ein Einzelner – angenommen er ist willig – ansetzen im trüben Wasser des Karpfenteiches, in dem die Hechte vor allem eine Menge Schaum erzeugen?

Supply Chainer sind besonders gefordert. Ihre Schnittstellen sind zahlreich und verzweigt. Eine traditionell gelebte Prozesskette, die auf negativer Beharrlichkeit beruht, hemmt die gemeinsame Entwicklung benötigter neuartiger Produkte, Lösungen und Services.

„Wer eine Innovationsorientierung als leitendes Unternehmensziel ernst meint, setzt auf hybride Vernetzung zu anderen Unternehmen in der Supply Chain sowie auf den Einsatz kollaborativer Methoden und interdisziplinären Teams innerhalb der eigenen Organisation“, sagt Bettina Bohlmann, Managing Partner bei der Organisations-entwicklung 3p procurement branding (Köln). Als Impulsgeberin der Session „Kultur zur digitalen Transformation“ bezieht Bettina Bohlmann auf der EXCHAiNGE 2017 praxisnah Führungskräfte in die Diskussion ein. Markus Frank (WMF Group, Vice President Global Purchasing and Planning) und Stefan Hentschel (Google Germany, Industry Leader Tech-Industrial) berichten über Teamergebnisse und Unternehmens-kultur. Auch Dr. Bernd Rosenkranz (PERI GmbH, Head of Global Supply Chain Management) benennt Hemmnisse und Erfolgsfaktoren. PERI wurde auf der EXCHAiNGE 2016 mit dem 11. Supply Chain Management Award ausgezeichnet. Bettina Bohlmann wird eingehend nach der Kulturarbeit beim Schalungs- und Gerüstspezialisten fragen.

Das Beispiel Roger Federer zeigt: Disruptive Innovation ist keine Weiterentwicklung eines vorhandenen Konzeptes. Das Durchbrechen vorhandener Muster muss Bestandteil des eigenen Werterlebens im Unternehmen sein – ein Prozess, der sich nicht auf Knopfdruck herbeiführen lässt. Was brauchen wir also, um eine Kultur zur digitalen Transformation einzuleiten? Ganz einfach: Vorbilder, Vertrauen, Werte, ethische Leitsätze, nachhaltiges Handeln, nachhaltige Führung. Um es positiv zu formulieren: Wächst die Organisation agil mit, dann wachsen auch die Mitarbeiter. Weil aber die Organisation an sich eine träge Masse ist, braucht es Charaktere wie Roger Federer. An ihnen müssen wir uns ausrichten.

Ich freue mich auf den Austausch auf der EXCHAiNGE am 26. und 27. September 2017. Spannend wie ein hochkarätiges Tennismatch sind auch die anderen Session-Themen: „Resilienz versus Effizienz“, „Nachhaltiges Wirtschaften“, „Open Innovation“ sowie „Digitale Souveränität“.
Spielen auch Sie mit!  

Gastbeitrag für die Exchainge: Sabine Ursel, Kommunikation I Presse I Netzwerk
Journalistin und Kommunikationsberaterin, Wiesbaden (Fokus Einkauf/Vertrieb)
 

 

Save the Date: Fachkonferenz „EXCHAiNGE – The Supply Chainers’ Conference 2017“
26. + 27. September 2017
Frankfurt am Main (HOLM am Airport)

Detaillierte Informationen zur EXCHAiNGE 2017 und zu den Session-Themen „Kultur zur digitalen Transformation“, „Nachhaltiges Wirtschaften“, „Open Innovation in der Supply Chain“, „Digitale Souveränität“, „Resilienz vs. Effizienz“ und „Supply Chain Best Practices“: www.exchainge.de 

Online-Anmeldung: www.exchainge.de / Rubrik Anmeldung

Der Abdruck des EUROEXPO-Blogbeitrags ist honorarfrei, Text- und Bildmaterial stehen auf der EXCHAiNGE-Blogseite unter www.exchainge.de 

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