2016 / 3. Oktober

BMÖ: Statements der Kongressredner 2016 im Haus der Industrie


Österreichisches Einkaufsforum 2016 des BMÖ
Einkauf 4.0 – Und was kommt danach?
Big Data Ökonomie und Internet der Dinge – Wie der Einkauf darauf antwortet
29.-30. September 2016, Haus der Industrie, Wien

AUSGEWÄHLTE STATEMENTS DER KONGRESSREDNER

Prof. Dr.-Ing. Elmar Bräkling (Hochschule Koblenz):
„Der Einkauf gehört unbedingt mit an den Tisch der 4.0-Debatten im Unternehmen … Industrie 4.0 erfordert vom Einkauf cross-funktionales Verständnis. Er muss sich auf eine neue Organisation mit mehr Projekten einstellen … Das Materialgruppenmanagement wird anders zu definieren sein.“

Michael Druml (Magna Steyr AG & Co. KG; Executive Director Global Supply Chain Management):
„Das Management von Risiken gehen wir seit den einschneidenden Ereignissen der Finanzkrise in den Jahren 2008/2009 und Fukushima im Jahr 2011 abteilungsübergreifend sehr viel strukturierter an. Wir sind nun in der Lage, bedeutend schneller zu reagieren … Die Risikopalette ist breit gestreut. Erdbeben sind einzelne Ereignisse. Fehler in Stücklisten beispielsweise beschäftigen uns bmoe-1328_disk_hinteregger_haring_drumlhingegen regelmäßig. Dem Risiko des Know-how-Verlusts durch Weggang von Mitarbeitern versuchen wir durch Evaluation zu begegnen, um Motivationslagen frühzeitig zu erkennen.“

 

Foto von links:
Martin Hinteregger (Siemens AG Österreich),

Christian Haring, AVL List + BMÖ-Präsident),
Michael Druml (Magna Steyr)

 

Prof. Dr. Elisabeth Fröhlich (Cologne Business School, Präsidentin):
„Eine der entscheidenden Fragen ist jetzt, wie der Einkauf die Digitalisierung nutzt, um seine Wertschöpfungspartnerschaften zu Lieferanten neu zu bestimmen. Zudem gilt es endlich, verlässliche Rollenprofile zu erarbeiten und Karrierewege im Unternehmen mit bmoe-0729_froehlichder Abteilung Human Resources aufzuzeigen … Wir kommen auch nicht umhin, eine generelle Diskussion über Werte im Management zu führen.“

 

Foto links:
Prof. Dr. Elisabeth Fröhlich (Cologne Business School)

 

 

Dr.-Ing. Silvius Grobosch (Stellvertretender Vorsitzender BME, Frankfurt; Grobosch Management):
„Das Umfeld von Einkauf und Supply Management ist extrem komplex und volatil. Politische Entwicklungen, Naturkatastrophen, Lieferanteninsolvenzen, aber auch steigende Kundenanforderungen bzw. -nachfrage, Nachhaltigkeits- und Compliance-Fragen, der globale Wettbewerb und die voranschreitenden technologischen Entwicklungen werden massiv durch den Faktor Geschwindigkeit bestimmt.“

Dr. Christian Haring (AVL List GmbH; Director Global Supply Chain Management):
„Alle möglich scheinenden Risiken abzudecken, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Aber eins ist klar: Panik ist ein schlechter Berater.“

Franz Hilber (Teufelberger Holding AG; Leiter Finanzen): „Ein Risiko der Industrie 4.0 sind die dramatisch steigenden IT-Kosten. Erfolgsentscheidend wird sein, wie Unternehmen die Informations- und Kommunikationsprozesse gestalten … Volatilität hat uns schon immer beschäftigt. Neu ist die dramatisch gestiegene Geschwindigkeit, die uns Reaktionen abfordern wird.“

Dr. Martin Hinteregger (Siemens AG Österreich; Head of Supply Chain Management CEE/CIS/Middle East):
„Die Risiken für Unternehmen sind in den vergangenen Jahren gestiegen. Der Selbstschutz steht im Fokus … Unvorhergesehene Volatilitäten bei Energiekosten beispielsweise können zum Abbruch von Projekten führen … Ereignisse wie der Vulkanausbruch 2010 in Island haben uns dazu veranlasst, Second Sources vorhalten, aber das kostet.“

Prof. Dr. Waldemar Hummer (Universität Innsbruck, Institut für Europa- und Völkerrecht):bmoe-0275_hummer
„Die Auswirkungen von Flüchtlingskrise und Brexit sind dramatischer als die monokausale Finanzkrise.“

Foto rechts:
Prof. Dr. Waldemar Hummer (Universität Innsbruck)

 

Heinz Pechek (BMÖ; Geschäftsführendes Vorstandsmitglied):
„Der Einkauf rückt durch die Entwicklung der Big-Data-Ökonomie und der steigenden Bedeutung von Risikomanagement wieder verstärkt in den Fokus der Geschäftsleitung. Der Einkauf wird seine Lieferanten anhalten, in Zukunft weitaus mehr Informationen über deren Vorlieferanten bekannt zu geben als dies aktuell der Fall ist. Es genügt bei steigenden globalen Risiken nicht mehr, nur den First Tier hinreichend zu kennen und diesen zu  managen. Im Sinne eines steuernden und vorbeugenden Risikomanagements muss dies weitgehend über die gesamte Wertschöpfungskette geschehen, wie das ‚Büffelleder-Syndrom‘ für Autositze einer Luxusmarke gezeigt hat … Administrative Arbeiten werden sich zwar verringern, sie werden aber weder gänzlich überflüssig noch gänzlich durch Maschinen ersetzt werden. Natürlich werden strategische Aufgaben an Bedeutung gewinnen, aber auch in zehn Jahren wird es operative Einkäufer geben – vom Aussterben kann keine Rede sein, auch wenn der Einkauf zum Dirigent im Internet der Dinge und Manager der Big Data Ökonomie avanciert … Bedingungen für Veränderungen sind Neugierde und der feste Wille zur Gestaltung …“

Stefan T. Schwaab (Bridge Concept Partners Germany & Shanghai; China-Bevollmächtigter des Wirtschaftsrats Deutschland):
„Die Regierung unter Xi Jinping muss die Bevölkerung auf eine ‚neue Normalität‘  einstimmen … Staatsunternehmen, die es bisher gewohnt waren, von der Regierung gestützt zu werden, müssen sich zunehmend im Wettbewerb behaupten – manche werden in Konkurs gehen. Die systematische Überprüfung von Staatsunternehmen auf Compliance ist in vollem Gange, bei Korruptionsverdacht wird knallhart durchgegriffen. Die neue Ausrichtung und konsequente Gangart der Regierung führen zu Verunsicherung und verzögerten Entscheidungen in Behörden und Unternehmen. Das hat Einfluss auch auf die Supply Chain.“

Dr. Johann Seif (Henkel AG; Vice President International Planning & Logistics):
„Die Supply-Strategie ist bei Henkel Teil der Unternehmensstrategie. Alle relevanten Einheiten sind unter dem ‚Supply‘-Dach verbunden: Kundenservice, Logistik, Planung, Produktion, Einkauf, Prozessmanagement, Verpackungsmanagement etc. Technologische Basis dieser Organisation ist ein SAP-end-to-end-System, das sich selbst steuert … Wir vermeiden unnötige Schnittstellen und haben ein System für gemeinsame Ziele und Anreize implementiert … Sustainability ist ein Schlüsselfaktor – unser 20-Jahre-Ziel sieht eine verbesserte Effizienz um den Faktor 3 vor … Disruption kann umgehend auch unsere traditionellen Business-Modelle zerstören … Wir brauchen keine Trouble Shooter, sondern Leader.“

Dietmar Siemssen (Stabilus S.A.; Vorstandsvorsitzender):bmoe-0353_siemssen
„Industrieunternehmen sind heutzutage im Informationsgeschäft tätig – egal ob sie es wollen oder nicht … Logistik- und Beschaffung 4.0 heißt bei uns vollkommene Transparenz in der Supply Chain mit vollautomatisiertem Lebenszyklusmanagement … Wesentliche Erfolgsfaktoren sind Vertrauen und Transparenz … Der Einkäufer wird in Zukunft breit angelegter Manager sein.“

 

Foto links:
Dietmar Siemssen (Stabilus)

 

Prof. Dr. Werner Sihn (Fraunhofer Austria Research GmbH; Geschäftsführer sowie Institutsvorstand Technische Universität Wien): „Der Begriff ‚Industrie 4.0‘ greift zur kurz. Gescheiter wäre: ‚Arbeiten und Leben 4.0‘ … Supply-Chain-Software deckt derzeit nur die erste Ebene ab, wir müssen die Lieferantenstufen aber viel tiefergehend im Blick haben … Lieferanten sind gegen Datenweitergabe, weil sie glauben, dass Informationen gegen sie verwendet werden, aber wir brauchen Transparenz über die Prozesse hinweg.“

Prof. Dr.-Ing. Andreas R. Voegele (Mitglied BME-Bundesvorstand; Frankfurt):
„Einkauf muss sich neu erfinden. Wir brauchen eine neue Qualitätsoffensive. Es geht um Modelle, Methoden und Menschen innerhalb einer neuen Architektur … Komplexe Vertragskonstrukte etwa werden auch zukünftig von Menschen gestaltet und nicht von Maschinen.“

Katharina Zeitlhofer (Palfinger AG; Head of Corporate Risk Management & Internal Audit):
„Die Risiken für Unternehmen sind in den vergangenen Jahren gestiegen und dynamischer geworden. Neue Themen sind Technologie und Cyber. Wir sind bestrebt, Awareness in den Abteilungen zu schaffen.“

erstellt von Sabine Ursel, Wiesbaden

(Fotoquelle: BMÖ, Marko Kovic)

Abschlusspressemeldung hier

BMÖ – Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik in Österreich
Telefon: 0043/ 1 / 367 93 52
Mail: sekretariat@bmoe.at
www.bmoe.at

TERMIN ÖSTERREICHISCHES EINKAUFSFORUM 2017:
5./6.10.2017

 

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